Geht es um attraktive Wohnlagen abseits der zentralen Berliner Bezirke, ist Reinickendorf längst ein Geheimtipp. Das liegt nicht nur an vielseitigen Wohngebieten wie Frohnau und Hermsdorf, sondern vor allem auch an malerischen Wasserlagen wie Konradshöhe, Tegelort und Heiligensee. Mit der Nachnutzung des Flughafengeländes Tegel als modernem Industrie- und Forschungspark und der Entstehung eines neuen Stadtquartiers am Kurt-Schumacher-Platz soll nun auch noch ein kräftiges Wirtschaftswachstum hinzukommen. Geplant ist ein Investitionsvolumen von mehr als 8 Milliarden Euro in den kommenden Jahren.
Bauboom im Berliner Nordwesten – einzigartig in Europa
Die Gegend um den Berliner Kurt-Schumacher-Platz war lange Zeit vor allem für ihren Flugzeuglärm bekannt. Hier starteten und landeten pro Tag mehrere Hunderte Flugzeuge in einer Höhe von gerade einmal 150 Metern auf dem benachbarten Flughafen Tegel. Viele Wohngebiete unter der Abflugschneise galten lange Zeit als unbewohnbar.
Da verwundert es wenig, dass sich viele Menschen über das Ende des Flughafens mit seinem unverwechselbaren sechseckigen Design freuten. Darüber hinaus sind es aber vor allem die Stadt und viele Investoren, die durch die Entwicklung von großen Potenzialen profitieren. Nun zeigt sich nämlich deutlich, welche großen Platzressourcen hier lange Zeit verborgen geblieben sind.
Die Folge ist ein in dieser Form in ganz Europa einzigartiger Bauboom. Hier sind aktuell fünf große und mehrere kleine Entwicklungsgebiete in Planung oder werden bereits gebaut – auf einer Fläche von 680 Hektar. Das ist vier Mal so groß wie die Hamburger Hafencity.
Green Living und Technologie in Einem – Urban Tech Republic und Schumacher-Quartier
In Berlin herrscht seit vielen Jahren ein eklatanter Mangel an baureifem Land. Entsprechend groß ist die Bedeutung der neu erschlossenen Flächen im Berliner Nordwesten – nicht nur für Investoren aus Berlin. Bald schon sollen hier ein Forschungs- und Industriepark für urbane Technologien (Berlin TXL – The Urban Tech Republic), ein von Grün Berlin entwickelter Landschaftsraum und ein neues Wohnviertel (das Schumacher-Quartier) entstehen.
Die Urban Tech Republik soll künftig mehr als 1.000 Unternehmen mit über 20.000 Beschäftigten als Forschungs-, Entwicklungs- und Forschungsstätte dienen. Darüber hinaus sollen mehr als 2.500 Studenten der Berliner Hochschule für Technik in das Gebäude des früheren Terminals ziehen. Insgesamt soll Platz für mehr als 5.000 Studenten entstehen. Im Umfeld sollen sich junge innovative Unternehmen aus den Bereichen Mobilität, Urbanität und Recycling ansiedeln.
Fehler wie in der Bürovorstadt Frankfurt-Niederrad will man dabei vermeiden, die nach Feierabend zu weiten Teilen verwaist war. Deshalb soll im Osten des ehemaligen Flugplatzes das Kurt-Schumacher-Quartier mit mehr als 5.000 Wohnungen auf einer Fläche von 48 Hektar entstehen. Eine Besonderheit wird dabei darin bestehen, dass alle Gebäude aus Holz gefertigt werden, was das Quartier zur größten Holzhaussiedlung Europas macht. Ebenso ist eine weitreichende Nutzung von Sonnenenergie und Regenwasser geplant, die die Wohnungen bezahlbar für alle Einkommensgruppen machen soll.
Siemensstadt, Neues Gartenfeld, Wasserstadt Oberhavel
Im Südwesten des Flughafens Tegel befindet sich das 76 Hektar große Bauprojekt Siemensstadt, Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs handelte es sich hierbei um ein renommiertes Zentrum für Technologie und Innovation. Diesen Status soll es nun wiedererlangen – unter anderem mit Hilfe von Siemens Energy. Parallel dazu sollen hier 2.700 neue Wohnungen entstehen, mit denen die Region zum attraktiven Mischgebiet wird.
In unmittelbarer Nachbarstadt erwächst „Das neue Gartenfeld“, auf einem Gebiet, das lange Zeit nur als Lagerfläche genutzt würde. Künftig sollen hier 3.700 Wohnungen moderne Wohnträume wahr werden lassen. Ebenso sollen bereits während der Gründerzeit erbaute Industriehallen umfunktioniert werden – unter anderem zu einem bunten Indoor-Marktplatz.
Der letzte neue Standort im Nordwesten soll die Wasserstadt Oberhavel in Spandau werden. Hier sollen auf 206 Hektar insgesamt 13.000 Wohnungen entstehen.
Hintergründe – Berlin braucht dringend neues Bauland
Für die Hauptstadt ist die Erweiterung im Nordwesten ein Projekt von großer Wichtigkeit. Aufgrund der anhaltenden Beliebtheit Berlins wird erwartet, dass 2030 mehr als 3,9 Millionen Menschen hier leben werden. Entsprechend wichtig wird es, neuen bezahlbaren Wohnraum verfügbar zu machen. Aktuellen Schätzungen des Senats zufolge müssen zwischen 2017 und 2030 194.000 Wohnungen gebaut werden, um den Bedarf zu decken. Die Landesregierung hat deshalb beschlossen, dass zusätzlich zu verschiedenen Nachverdichtungsmaßnahmen und Brachenbebauungen auch 16 neue Stadtquartiere entstehen sollen, in denen Wohnraum für mehr als 100.000 Menschen entstehen soll.
Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt hatte das Wohnungs- und Städtebauprogramm Wachsende Stadt bereits 2016 ins Leben gerufen. Mit dem Plan soll der Bedarf an Wohnraum, Arbeitsplätzen sowie sozialer und technischer Infrastruktur gedeckt werden. Darüber hinaus soll die Stadt lebenswert gehalten werden.
Um die Ziele zu erreichen hat die rot-rot-grüne Regierung in den Richtlinien der Regierungspolitik die schnelle Planung und Entwicklung von zunächst 11 neuen Quartieren beschlossen. Im Verlauf der Planungen wurde die Zahl auf 16 erhöht, wodurch sich noch einmal zahlreiche neue Möglichkeiten für Investitionen ergeben haben.
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